Zu „The Walking Dead“ muss man nicht mehr viel erklären. Die Zuschauerzahlen unterstreichen den enormen Erfolg: mit 5 Millionen Zuschauern für den Pilot der ersten Staffel war das für AMC der beste Serienstart, das Finale der 5. Staffel sahen gar 17 Millionen Menschen. Damit stellte TWD alles bisher da gewesene in den Schatten. Kein Wunder also, dass AMC 2013 bekannt gab, ein Spin-off zu starten. Es handelt sich um ein Prequel, fast schon Parallelerzählung – Fear the Walking Dead. Inzwischen ist die erste, 6-teilige Staffel auch in Deutschland komplett gelaufen. Wenn Du sie noch nicht gesehen hast, möchten wir davor warnen, dass diese Review einige Spoiler enthalten kann.
Vor dem Serienstart gab es schon negative Kritik
Natürlich haben sich zahlreiche Kritiker schon im Vorfeld zu Wort gemeldet und meinten, die Serie könne gar nicht das Niveau von „The Walking Dead“ erreichen, da man sich schließlich auch nicht an die Vorlage halte, die Kult-Comics von Robert Kirkman und Tony Moore. Viele Fans ließen sich zunächst davon beeinflussen und man konnte von einer wahren „Angst“ lesen, wenn man auf Fachseiten die Kommentare etwas verfolgte. Vielleicht war auch das ein Grund für AMC, noch vor der Erstausstrahlung zu erwähnen, dass die wandelnden Toten, die Zombies in der ersten Staffel eher in den Hintergrund rücken würden. Die Erwartungen waren also hoch und damit schaffte die erste Folge in den USA eine Einschaltquote von über 10 Millionen Zuschauern.
Die Besetzung von Fear the Walking Dead
Diese Quote flachte im Verkauf der weiteren Serienteile zwar deutlich ab, auf gut 6 Millionen Zuschauer, doch wer ehrlich ist, das sind immer noch Quoten, von denen andere Serien nur träumen können. Das Absacken ist wohl dem Umstand geschuldet, dass es in der ersten Folge verhältnismäßig harmlos bleibt. Vielmehr scheint das Familienleben von Travis Manawa (Cliff Curtis), einem Lehrer, dessen Lebensgefährtin Madison Clark (Kim Dickens) und ihren Kindern aus erster Ehe, Alicia (Alycia Debnam-Carey) und Nick (Frank Dillane) im Fokus zu stehen. Auch Travis Sohn Christhopher (Lorenzo James Henrie) und seine Exfrau Liza Ortiz (Elizabeth Rodriguez) spielen eine Rolle. Der erste Teil von „Fear the Walking Dead“ startet mehr mit den typischen Problemen, die Patchwork-Familien haben.
Sieht er jetzt weiße Mäuse oder nicht?
So fängt es bereits an, denn Nick hat ein Drogenproblem und schläft mit einer Leidensgenossin in einer verlassenen Kirche in Los Angeles. Als er die, noch halb auf Drogen, findet, ist er schockiert. Sie ist blutüberströmt und frisst an einer Leiche. Er ist so verwirrt, dass er panikartig davon läuft und auf der Straße von einem Auto erfasst wird. Er kommt ins Krankenhaus und wird dort am Bett fixiert. Er versucht sich selbst dauernd einzureden, dass das Erlebte wohl mit seinem Drogenkonsum zu tun haben müsse. Auch sein Stiefvater Travis, den er später einweiht, glaubt ihm nicht so recht. So drehen sich die Geschehnisse dann auch eher um die sozialen Auswirkungen zwischen den verschiedenen Akteuren. Beinahe schon nebenbei erkranken immer mehr Schüler an der Schule von Travis und Madison (auch sie arbeitet dort).
Wie weit gehen Menschen?
Nick versucht unterdessen herauszufinden, was geschehen ist und trifft seinen Dealer. Doch der hat nur Angst, dass ihn Nick verpfeifen könnte, und möchte ihn erschießen. Es kommt zum Schusswechsel, bei dem der Dealer, ein alter Schulfreund von Nick, tödlich verletzt wird. Nick weiß sich keinen Ausweg mehr und holt seinen Stiefvater zu Hilfe. Doch der alte Kumpel von Nick hat sich in der Zwischenzeit verwandelt und bedroht die Familie nun. Erstmals geht es um die Entscheidung, einen Menschen zu töten.
Schließlich erahnt ja noch niemand, dass es sich um einen lebenden Toten handelt. Diese Hemmung zu überwinden läuft wie ein roter Faden durch die Serie. Auch der ältere Südamerikaner Daniel Salazar (Elizabeth Rodriguez) und dessen Tochter Ofelia (Mercedes Mason), die sich später mit Travis und seiner Familie zusammentun, werden sich noch öfter die Frage stellen, wie weit man bereit ist, für etwas zu gehen – und natürlich auch die quälende Frage, ob das tatsächlich notwendig war.
Anderes Konzept bei „Fear the Walking Dead“
Es gibt also einen klaren Unterschied zwischen „The Walking Dead“ und „Fear the Walking Dead“, der aber gleichzeitig eine Gemeinsamkeit ist: es geht darum, was das alles mit Menschen macht. Bei „The Walking Dead“ ist es insbesondere das permanente Töten und das von Folge zu Folge sinkende Vertrauen Fremden gegenüber, zusammen mit dem starken Familiengefühl und der enormen Verrohung der Menschen. Bei „Fear the Walking Dead“ heißt die Frage aktuell dagegen mehr „Was ist man bereit für Menschen zu tun, die man liebt? Wie weit wird man gehen?“ Und Travis muss das am Ende der sechsten Folge auch wieder ganz klar unter Beweis stellen, als ihm seine Exfrau offenbart, gebissen worden zu sein. Es ist der Punkt, an dem die Gruppe um Travis lernt, dass man eben nicht für alles eine Lösung wie Medikamente finden kann.
Noch hat mit dem Staffelende die Menschlichkeit die Oberhand. Doch was wird die zweite Staffel bringen? Aus dem Umfeld von AMC war zu hören, dass diese Thematik weiter vertieft werden würde. Was die Aufmachung von „Fear the Walking Dead“ betrifft, sieht man sofort die „Walking-Dead-Handschrift“. Dennoch hat „Fear the Walking Dead“ einen eigenen Charakter. Vor allem lässt sich diese Geschichte auch ganz unterschiedlich erzählen. Das heißt, es können ganz neue Ideen eingebracht werden – wie beispielsweise die Yacht am Ende der ersten Staffel. Werden sie die Yacht benutzen, um auf das Wasser zu fliehen und einen völlig anderen Weg gehen? Genau das sind die Entscheidungen, die letztendlich den Erfolg oder Misserfolg der Serie bestimmen werden.
The Walking Dead und eine Webserie
Bislang hat das Spin-off „Fear the Walking Dead“ dabei geholfen, dass die TWD-Fans nun auch den Ausbruch der Zombie-Apokalypse erleben durften. Doch was nun folgt, ist wichtig. Wird es lediglich ein fantasieloser Abklatsch oder wirklich etwas völlig Eigenständiges? Es ist davon auszugehen, dass es auf jeden Fall ein ähnlich hohes Niveau erreichen könnte wie TWD. Doch darauf müssen wir nun erst einmal bis Mitte 2016 warten. Zum Glück kommt in der Zwischenzeit die 6. Staffel zu „The Walking Dead“. Übrigens soll nun auch eine jeweils 1-minütige TWD-Webshow kommen. Es bleibt also auf jeden Fall spannend in der „The Walking Dead“-Welt!
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