Der 24. November 2014 wird als „Schwarzer Montag“ in die Annalen von Sony Pictures Entertainment eingehen. An diesem Tag entdeckte die IT-Abteilung, dass Sony gehackt worden war. In den nächsten Wochen wurden der Öffentlichkeit persönliche Informationen von 47.000 jetzigen und früheren Mitarbeitern via Internet zugänglich gemacht, darunter die Gehälter der Top-Manager, Sozialversicherungsnummern und sensible Finanzdaten. Auch die unfassbar hohen Gagen der Sony-Stars waren online; ganz zu schweigen von den Mails zwischen Sony Pictures Entertainment Chefin Amy Pascal und anderen Topmanagern, in denen sie über Stars wie Angelina Jolie, Leonardo DiCaprio und George Clooney herzogen.
Was willst du „Guardians of Peace“?
Was will die Hackergruppe, die sich ironischerweise „Guardians of Peace“ nennt eigentlich, was soll der Terrorakt eingestufte Cyberangriff? Es geht um einen Film, der weder besonders gut noch politisch brisant ist. Die Satire „Das Interview“ über ein Mordkomplott an dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un ist ein typisches Produkt von Seth Rogen und James Franco, zwei Filmemachern, die sich seit Jahren weigern, der Pubertät zu entwachsen. Ihre Komödien sind teils vulgär, teils infantil lustig und im Großen und Ganzen harmlos. So auch „Das Interview“. Wir sahen den Film bei seinem einzigen Presse-Screening am 8. Dezember, als Sony noch gut gelaunt vermutete, der Hacker wäre ein rachsüchtiger Ex-Angestellter. Die Reaktionen meiner Kollegen und Freunde waren danach lauwarm, auch meine Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Aber die Qualität des Films steht nicht mehr zur Debatte. Die politischen Konsequenzen des Anschlags auf Sony sind noch nicht abzusehen, denn hinter der Attacke steht vermutlich die Demokratische Volksrepublik Nordkorea unter Diktator Kim Jong-un. Im Film ist er ein Stadtneurotiker mit Papa-Problemen: unmöglich für Nordkorea! Kim Jong-n saß am längeren Ast. Cyberterroristen, die in Kims Palast hocken und mit einem neuen 9/11 drohen, falls „Das Interview“ in die Kinos kommt, sind praktisch nicht zu fangen. Verbrecher der ganz fiesen Art, Schreibtischtäter, die 300 Millionen Amerikaner in Angst versetzen können. Daher zog Sony den Film der zu Weihnachten in die Kinos kommen sollte, zurück. Auf immer – im Namen der nationalen Sicherheit. Präsident Obama gab bekannt, dass sein Sicherheits-Team Cyberterrorismus ernst nimmt und Maßnahmen getroffen werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Meine Empfehlung ist: geht ins Kino!
sagte er am Schluss seines Statements. Und er hat recht. Es gibt heuer viele gute Filme, die zu den Weihnachtsfeiertagen für gute Unterhaltung sorgen werden. Keinen Grund sie nicht zu sehen. Außerdem hat Sony verkündet, das der Film „Das Interview“ doch ausgestrahlt wird, etwas später als geplant, aber doch.