Die Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ wird sicherlich als Meilenstein der Filmgeschichte auch in 100 Jahren noch gewürdigt werden. Nachdem die Trilogie inklusive des damit verbundenen Merchandisings rund 6 Milliarden Dollar einbrachte, dürften die Überlegungen nicht allzu angedauert haben, wie man am „Nachhallen“ des imposanten Meisterwerks am besten noch einmal ähnlich gut Kasse machen könnte. Diese Unterstellung ist nicht ganz grundlos, denn nach „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ ist das mehr als offensichtlich. Abgerundet wird diese Einschätzung mit einem Blick auf den Umfang der entsprechenden Vorlagen von J. R. R. Tolkien. Die Kritik, die Ihr dementsprechend in der nachfolgenden Rezession herauslesen könnt, hat daher absolut nichts mit dem Inhalt von „Der Hobbit“ zu tun, wohl aber mit der anscheinend grenzenlosen Geldgier der Beteiligten.
Sind 3 Teile „Der Hobbit“ zu viel?
„Der Hobbit“ ist nicht nur die Vorgeschichte zu „Der Herr der Ringe“. Tolkien hat sich die Geschichten rund um Mittelerde zunächst für seine Kinder ausgedacht und dann beschlossen, diese Geschichten als „Der Hobbit“ den Menschen seiner Zeit zu geben. Entstanden war ein rund 400 Seiten umfassender Roman. Auf „Der Hobbit“ basierend entstand dann viele Jahre später die atemberaubende und atmosphärisch dichte Geschichte von „Der Herr der Ringe“. Diese Handlungsdichte und die zahlreichen miteinander verworrenen Handlungsstränge sind es dann auch, was „Der Herr der Ringe ausmacht“. Dieses epochale Werk in drei überlange Kinofilme zu packen, war also durchaus notwendig und gerechtfertigt, um die Welt aus Mittelerde nur ansatzweise erfassen zu können. Von dieser Ausstrahlung zehrt auch „Der Hobbit“.
Die Schlacht der Fünf Heere – Langes Gezerre
Lange Zeit vor Drehbeginn war man sich nicht einig, ob es ein oder zwei Filme werden sollten. Lange Zeit wurde eine dreiteilige Variante überhaupt nicht ansatzweise diskutiert. Doch als der Regisseur Guillermo del Toro aufgrund der zahlreichen Verzögerungen seinen Ausstieg aus dem Projekt „Der Hobbit“ bekannt gab, sah sich der Herr-der-Ringe-Regisseur Peter Jackson gezwungen, trotz seiner Ankündigung, nicht als Regisseur für die „Der Hobbit“-Verfilmung zur Verfügung zu stehen, selbst die Regie zu übernehmen. Wie er letztendlich auf die Idee kam, diesen 400-Seiten-Roman auf beachtliche 8 Filmstunden zu ziehen, kann nur spekuliert werden. In den beiden ersten Teilen der Trilogie, „Eine unerwartete Reise“ und „Smaugs Einöde“, konnte Jackson diese extreme Ausdehnung des Stoffes noch gut kaschieren. Doch in „Die Schlacht der fünf Heere“ gelingt ihm diese nicht mehr – es ist quasi die Luft raus, im wahrsten Sinn des Wortes.
Die Handlung von beginnt vielversprechend
„Die Schlacht der fünf Heere“, beginnt dabei zunächst wirklich vielversprechend. Gezeigt wird zunächst Esgaroth, die Seestadt am Langen See. Es ist eine Stadt, wie man sie sofort mit Mittelerde identifiziert. Smaug, der Drache, möchte sich an den Bewohnern der Seestadt rächen. Rächen für das Paktieren mit den Zwergen. Während die Stadt noch auf der Flucht ist, entfacht der wütende Drache ein wahres Feuerinferno. Nur Bard stellt sich dem Drachen entgegen. Dabei imponiert er dem Drachen offensichtlich, denn dieser beginnt eine wahre Konversation mit dem furchtlosen Bard. Diese Zeit nutzt dieser, um mithilfe seines Sohnes den schwarzen Pfeil aus Thal auf Smaug zu schießen, da sich dieser bis dahin gegen herkömmliche Pfeile als unverletzbar zeigte. Tatsächlich schafft er es, den Drachen zu besiegen und das Volk macht ihn zum Anführer wider Willen.
Wie die große Schlacht entsteht
Sogleich führt er die Menschen der Stadt zu den Ruinen von Thal, der Ruinenstadt, die direkt am Fuße des Einsamen Bergs liegt, dem Berg mit der Höhle voller Gold, in der Thorin Eichenschild mit seinen Zwergen und Bilbo Beutlin inzwischen sind und in welcher Smaug zuvor erwachte. Bard möchte Thorin um Hilfe ersuchen, schließlich hatten die Menschen die Zwerge unterstützt. Doch Thorin ist längst dem Drachenfieber erlegen. Dieses Fieber zieht Thorin in den Bann des Goldes und in ihm reift eine unendliche Gier nach Gold, sodass er auch bald seinen Freunden zutiefst misstraut. In all den Bergen aus Gold suchen die Zwerge unterdessen noch nach dem wichtigsten aller Schätze, dem Arkenstein. Doch Bilbo hat diesen längst an sich genommen und erzählt Thorin aufgrund seiner Veränderungen nichts. Außerdem finden sich zwischen all dem Gold noch viele weitere Schätze. So auch der Schatz von Erebor, der den Elben gehörte und den schon Thorins Vater Thror nicht zurückgeben wollte, da auch er dem Drachenfieber erlag.
Es werden noch mehr Heere erwartet
Kein geringerer als der Elbenkönig Thranduil, dem er damals schon verweigert wurde, zieht mit einem Heer bestens bewaffneter Elben zum Einsamen Berg, um nun von Thurin seinen Schatz einzufordern. Sollte dieser sich nicht willig erweisen, will er die Zwerge angreifen. Aber auch die Menschen wollen nun den Zwergenanführer an seine Versprechen erinnern. Die Situation scheint völlig zu eskalieren, da Thorin seinen Vetter Dain zu Hilfe gerufen hatte. Prompt erreicht dieser kurz nach den Elben den Einsamen Berg. Doch längst ist auch Legolas dazugestoßen und berichtet über Pläne der Orks. Sauron hat Azog mit einem großen Orkheer zum Einsamen Berg entsandt, dort die Zwerge zu vernichten.
Die vielleicht längste Schlacht der Filmgeschichte
Unterdessen ist auch dessen Sohn Bolg mit einem nicht minder schlecht bewaffneten, zweiten Orkheer dorthin aufgebrochen. Weder Thranduil, noch Thorin oder Dain hören auf ihn und auch nicht auf den später dazustoßenden Gandalf. So sieht es zunächst aus, dass sich die Zwerge alsbald mit den Elben schlagen würden, doch dann kommt bereits das erste Ork-Heer. Schnell dreht sich die Situation und es bilden sich mehr durch die Situation erzwungen als durch gegenseitigen Respekt voreinander Allianzen gegen die Orks. Doch selbst ohne das noch nicht eingetroffene Heer von Bolg scheint der Kampf beinahe aussichtslos. Doch die Schlacht der fünf Heere hat begonnen.
Natürlich gibt es durchaus noch einige Handlungen dazwischen. Auch die Schlacht der fünf Heere findet ein Ende und Sieger als auch Besiegte, was wiederum zu einigen Opfern, aber auch neuen Freundschaften führt – und letztendlich in den letzten 20 Minuten den Weg für die „Herr der Ringe“-Trilogie ebnet. Würden wir nun aber diese wenigen Details hier ansprechen, würden wir massiv spoilern. Doch Ihr sollt ja noch immer einen Grund haben, Euch „Die Schlacht der fünf Heere“ selbst anzusehen. Denn abgesehen von diesen bereits erwähnten weiteren Handlungsdetails ist es großartig nichts weiter, was passiert.
Weniger wäre mehr gewesen
Schon eingangs haben wir geschrieben, dass Smaug plötzlich mit einem Dialog mit Bard startet, der aber eher in einen auffällig langen Monolog übergeht. Das ist die erste Szene in „Die Schlacht der fünf Heere“, die etwas irritiert. Diese Redseligkeit Smaugs passt nicht zu dem Bild des Drachen, das vorab mit der Flammenhölle so imposant gezeichnet wird. Da schon mit der Bekanntgabe, dass „Der Hobbit“ drei Teile werden würden, entsprechend Kritik aufkam (wie ist es möglich, diesen doch inhaltlich begrenzten Stoff auf über acht Stunden zu bringen), wird schnell klar, dass hier etwas verunglückt Zeit geschunden wird. Nichtsdestotrotz ist „Die Schlacht der fünf Heere“ in die bildgewaltigen Szenen gepackt, die wir bereits von „Der Herr der Ringe kennen“. Doch vielen beinahe schon nebensächlichen Ereignissen wird zum Teil eine Theatralik zuteil, dass es störend wirkt. Es ist, also ob ein Läufer zwar um sein Leben rennt, weil er aber auf einem Laufband rennt, nicht vom Fleck kommt.
Eigentlich sollte man als Kinozuschauer ja froh sein, wenn es noch überlange Filme gibt. Doch das ist wohl einer der trotz allem hochkarätigen Kinofilme, die eindeutig zu sehr gezogen wurden. Es ist wie ein Wald auf einem Gummiband – dehnt man es, wird der Wald auch nicht mehr, nur der Abstand zwischen den Bäumen wird größer und muss irgendwie gefüllt werden. Hingegen ist es absolut keine Kritik, dass „Der Hobbit“ insgesamt nicht die packende Dichte von „Der Herr der Ringe“ erreicht. Es ist ganz einfach ein großer quantitativer Unterschied, der zwischen beiden Vorlagen besteht. Daher richtet sich die Kritik eindeutig gegen die verantwortlichen Entscheidungsträger. Sicher war es die Aussicht auf noch mehr Einnahmen (drei Kinofilme bezahlen ist 50 Prozent mehr als nur zweimal ins Kino gehen), die hier die treibende Kraft war.
Was aber wiederum die ausführenden Verantwortlichen betrifft, könnte das Lob nicht besser ausfallen. Die bildliche Umsetzung ist wie schon bei „Herr der Ringe“ imposant und einfach gewaltig. Hätte man die ersten beiden Teile von „Der Hobbit“ besser um jeweils 45 Minuten länger gemacht und stattdessen „Die Schlacht der fünf Heere im zweiten Teil eingebaut“ Dann wäre es eine mitreißende und ebenso atmosphärisch dichte Handlung geworden, die den ersten Teil von „Der Hobbit“ in den Kritiken wohl übertrumpft hätte. Das ist umso mehr schade, als dass es nicht irgendein Film ist, der hier gedreht wurde. Wie schon eingangs erwähnt, ist „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson ein künstlerisches Meisterwerk, über das man auch noch in 100 Jahren sprechen wird. Wahrscheinlich aber auch über die Geldgier, die deshalb bei „Der Hobbit“ beflügelt wurde.